Eine Studie zum Anstieg starken Übergewichts in der Bevölkerung liefert besorgniserregende Zahlen.
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Die Anzahl der von starkem Übergewicht betroffenen Menschen ist deutlich gestiegen. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Über eine Milliarde Menschen sind von starkem Übergewicht betroffen.
  • Darunter fallen 159 Millionen Kinder und Jugendliche.
  • Gleichzeitig leiden Hunderte Millionen Menschen unter Unterernährung.
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf beteiligte sich an einer Studie zur Ermittlung von starkem Übergewicht. Die Ergebnisse sind erschreckend: Seit 1990 hat sich die Zahl der von Adipositas betroffenen Menschen mehr als verdoppelt. Unter Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 19 Jahren vervierfachte sich der Anteil sogar.

Insgesamt waren im Jahr 2022 der Studie nach über eine Milliarde Menschen betroffen. Die Ergebnisse wurden in der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlicht.

In einigen wohlhabenden Ländern und bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen erreiche die Zahl inzwischen ein Plateau oder sinke leicht. So etwa bei Frauen in Spanien und Frankreich, sagte Majid Ezzati vom Imperial College in London. Die genauen Gründe dafür herauszufinden war nicht Teil der Analyse.

Adipositas mit starken Folgeerkrankungen

Adipositas kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebsformen auslösen. «Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmass hinausgehende Vermehrung des Körperfetts.» So definiert es die Deutsche Adipositas-Gesellschaft.

Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Grösse berechnet, dem Body-Mass-Index (BMI). Ab einem BMI von 30 spricht die Gesellschaft von «Adipositas Grad I».

Im Jahr 2022 waren insgesamt 880 Millionen Erwachsene und 159 Millionen Heranwachsende zwischen fünf und 19 Jahren stark übergewichtig. 9,3 Prozent der Jungen galten 2022 als fettleibig, 6,9 Prozent der Mädchen ebenso. Bei Erwachsenen verdoppelte sich der Anteil bei Frauen seit 1990 auf 18,5 Prozent. Er verdreifachte sich bei Männern auf 14 Prozent.

Höchste Zunahme in Inselstaaten und den USA

Die insgesamt höchsten Adipositas-Raten gab es in Inselstaaten im Pazifik wie Niue, Tonga und Amerikanisch-Samoa mit teils über 60 Prozent. In den Top Ten waren in einzelnen Kategorien auch Katar, Ägypten, Chile und die USA. Die niedrigsten Raten verzeichneten Madagaskar, Burkina Faso, Vietnam und Äthiopien.

Rasant war der Anstieg unter anderem in den USA: Der Anteil der Frauen mit Adipositas stieg von 21,2 Prozent im Jahr 1990 auf 43,8 Prozent im Jahr 2022. Bei den Männern stieg der Anteil von 16,9 Prozent auf 41,6 Prozent.

Gute Ernährung und Bewegung als Hilfsmittel

Adipositas könne durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden, berichtete die WHO. Regierungen sollten dafür sorgen, dass besonders salz-, fett- oder zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke nicht in der nahe Schulen verkauft werden. Zudem solle Reklame dafür, die sich an Kinder richtet, eingeschränkt werden.

Sie sollten zudem Kampagnen über die Vorteile guter Ernährung und sportlicher Betätigung fahren. Die WHO räumte ein, dass gute Ernährung teuer sein kann.

Kehrseite: Unterernährung fordert zahlreiche Todesfälle

Die andere Seite des Ernährungsproblems: Gleichzeitig seien weltweit auch hunderte Millionen Menschen weiter von Mangel- und Unterernährung betroffen. Gemäss der Studie betrifft das vor allem Länder in Südostasien und in Afrika südlich der Sahara. Unterernährung sei für die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich.

Starkes Übergewicht und Unterernährung seien zwei Seiten desselben Problems: schlechter Ernährung, so die WHO.

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